In Deutschland gibt es neben den allgemeinbildenden Gymnasien auch zahlreiche Wirtschaftsgymnasien. Jeder, der in Deutschland einen mittleren Schulabschluss mit dem sogenannten Q-Vermerk erreicht hat, kann seine Hochschulreife an einem solchen Wirtschaftsgymnasium erlangen und neben dem regulären Stoff auch die Grundlagen der Wirtschaft lernen. Aber lohnt sich der zusätzliche Aufwand überhaupt?
Was wird an einem Wirtschaftsgymnasium gelehrt?
Bevor die Gymnasiasten im Frühjahr ihre Abi-Shirts drucken lassen und sich auf den bevorstehenden Abschluss ihrer meist 12- oder 13-jährigen Schullaufbahn freuen dürfen, müssen sie zunächst alle Prüfungen bestehen. Bei einem Wirtschaftsgymnasium kommt neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Mathe, Englisch oder Geschichte noch die Möglichkeit hinzu, Profilfächer wie Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen und Controlling, Informationsverarbeitung oder Volkswirtschaft zu lernen.
Betriebswirtschaft, Rechnungswesen und Controlling werden in der Regel in ein einziges Fach zusammengefasst, dass „BRC“ abgekürzt wird. Volkswirtschaft und Informationsverarbeitung werden meist extra gelehrt. Im Gegensatz zu einem regulären Gymnasium ist das Belegen der Wirtschaftsfächer als Leistungskurse in Vorbereitung auf das eigentliche Abitur oft Pflicht.
So müssen die Schüler am Ende ihrer Schullaufbahn unter den fünf Leistungskursen mindestens das Fach BRC belegen. Neben diesen ohnehin zahlenintensiven Schulfächern kommt die reguläre Schulmathematik auf Grundkurs- oder Leistungskursniveau hinzu.
Welche Vorteile hat das Abitur an einem Wirtschaftsgymnasium?
Fachkräfte in der Wirtschaft werden in Deutschland immer gesucht – und das nicht erst seit gestern. Viele Unis sind auf den Studienbedarf eingestellt und bieten ausreichend Kapazitäten für ihre wirtschaftlichen Studiengänge. Dennoch kann es gerade bei beliebten Studiengängen wie BWL immer wieder passieren, dass Engpässe bei den Kapazitäten auftreten und nur allzu schnell ein hoher Numerus Clausus entstehen.
Es ist allerdings ein Mythos, dass die Universitäten ihre Studienbewerber in diesem Fall nur noch nach der Durchschnittsnote des Abiturs auswählen. Viele erlauben sich auch Auswahlkriterien, die die Durchschnittsnote neben anderen Kriterien begutachten. Von daher ist die Annahme richtig, dass die gezielte Wahl der Leistungskurse einen Einfluss auf die Zulassung zum Wunsch-Studiengang haben kann. Darüber hinaus haben es Schüler, die bereits Grundlagen der Wirtschaftsmathematik kennen in wirtschaftlichen Studiengängen natürlich deutlich einfacher.
Vielen Studenten bereitet vor allem die Mathematik am Anfang Schwierigkeiten, weswegen sie zum Studienstart nicht selten Auffrischungs- oder Aufbaukurse neben ihrem regulären Studieninhalten absolvieren müssen. Ein Wirtschaftsgymnasiast wird hier für seine Anstrengungen belohnt, da er sich mit den zuvor erworbenen Fähigkeiten wichtige Zeit erkauft hat, die er in das Studium der eigentlichen akademischen Inhalte stecken kann.
Das interessiert später auch den Arbeitgeber, wenn er sieht, dass der Student sein Studium vielleicht in kürzerer Zeit absolviert hat, als es andere Bewerber geschafft haben. Wer also bereits in jungen Jahren weiß, dass er für seinen Studien- oder Berufswunsch später einmal wirtschaftliche Grundkenntnisse brauchen wird, für den ist das Abitur an einem Wirtschaftsgymnasium eine goldrichtige Entscheidung.