Brainwriting gilt als Kreativitätsmethode, bei der eine Personengruppe Assoziationen, Ideen und Gedanken schriftlich sammelt. Somit lässt sich das Brainwriting als schriftliche Variante der bekannten Brainstorming Variante beschreiben. Allerdings werden beim Brainstorming Vorschläge lediglich mündlich festgehalten. Daher wirkt das Brainwriting Konzept den negativen Aspekten des Brainstormings entgegen, da alle Mitglieder gleichermaßen in den Prozess eingebunden werden und damit eine Reihe neuer Ansätze entstehen.
Welche Voraussetzungen erfordert Brainwriting?
Immer wieder fragen sich Teilnehmer, die zum ersten Mal an einem Brainwriting Prozess mitwirken, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen oder welche Hilfsmittel benötigt werden. Bei dieser Kreativitätstechnik muss lediglich eine Gruppe von Teilnehmern anwesend sein sowie unterschiedliche Schreibutensilien vor Ort bereitliegen.
In welchen Schritten läuft Brainwriting ab?
Generell orientiert sich der Ablauf des Brainwritings an der Vorgehensweise des Brainstormings. Der größte Unterschied liegt in der Form, wie Ideen gesammelt werden. Adäquat zur Brainstorming-Methode stehen die Teilnehmer beim Brainwriting in einem engen und vernetzten Austausch, um für die nötige Inspiration und Kreativität zu sorgen. Allerdings gibt es beim Brainwriting unterschiedliche Ausprägungsarten. Eine gängige Methode ist beispielsweise, dass die Teilnehmer ihre Notizen weiterreichen, sobald sie alle Ideen niedergeschrieben haben.
Alternativ ist es auch möglich, dass ein vorab gewählter Moderator die Blätter nach einer gewissen Zeit sammelt und die Ideen auf einem Flip-Chart verdeutlicht und zusammenfasst.
Welche beispielhaften Methoden gibt es im Brainwriting?
Wie bereits im vorherigen Absatz angekündigt, existieren unterschiedliche Methoden im Brainwriting, die im Folgenden näher thematisiert werden:
635 Methode
Die gängigste Brainwriting Variante ist die 635 Methode. Der Begriff leitet sich aus drei Kerneigenschaften ab: 6 Teilnehmer notieren 3 unterschiedliche Ideen und die Formulare werden 5-mal an die Sitznachbarn weitergereicht. Insbesondere für die erste Phase eines Kreativitätsprozesses eignet sich diese Option, da Gedanken gesammelt werden, ohne dabei wertend oder urteilend vorzugehen. Im Idealfall entstehen in einem relativ kurzen Zeitraum bis zu 108 verschiedene Ideen, die in ein mögliches Konzept einfließen können. Weiterhin besteht aber auch die Möglichkeit, erste Ideen der anderen Teilnehmer weiterzuführen und zu präzisieren, um aus allen Ideen eine gemeinsame Lösung zu entwickeln.
Collective Notebook
Im Vergleich zur 6-3-5-Methode zielt die Collective Notebook Variante auf einen längeren Zeitraum ab und es ist nicht erforderlich, dass sich die Beteiligten zur selben Zeit am selben Ort befinden. Vielmehr besteht die Grundidee der Kreativitätstechnik darin, dass die Beteiligten über einen Zeitraum von mehreren Wochen in einem Notizbuch ihre Gedanken bezüglich einer vorab bestimmten Ausgangsfrage sammeln. Schlussendlich werden alle generierten Ansätze an einem vereinbarten Termin mit der restlichen Gruppe ausgetauscht und konstruktiv diskutiert.
Alternativ ist auch eine abgewandelte Form der Collective Notebook Variante gängig. Dabei wird lediglich ein Notizbuch für die ganze Gruppe verwendet. Dieses wird an einer zugänglichen Stelle hinterlegt wird, sodass es allen Beteiligten jederzeit möglich ist, entstehende Ideen aufzuschreiben oder Gedanken anderer zu erweitern.
Galeriemethode
Bei der Galeriemethode geht es überwiegend darum, einen Lösungsansatz für ein bestehendes Problem zu entwickeln. Diese Variante eignet sich insbesondere bei heterogenen Gruppen, die sich aus Spezialisten unterschiedlicher Themengebiete zusammensetzen. Zu Beginn stellt ein gewählter Moderator das grundlegende Problem dar. Anschließend konzipiert jeder Teilnehmer eine eigene Lösung. Die individuellen Ausarbeitungen werden im nächsten Schritt in Form einer Bildergalerie an die Wand projiziert und innerhalb der Gruppe debattiert.
Wird ein Lösungskonzept nicht weiterverfolgt, ist es dennoch essenziell, hilfreiche Teilelemente des Ansatzes in den nachfolgenden Überlegungen zu berücksichtigen. Letztendlich werden praxisorientierte und realitätsnahe Lösungen von der Gruppe selektiert.
Brainwriting-Pool
Bei der sogenannten Brainwriting Pool Variante besteht das Team idealerweise aus sechs bis acht Personen, die gemeinsam an einem Tisch platziert sind. In der Mitte des Tisches sind Karteikarten ausgelegt. Die Beteiligten nehmen sich jeweils eine Karte vom Stapel und skizzieren ihre Ideen. Anschließend werden die Karten, ähnlich der 635 Methode, an die Sitznachbarn weitergereicht. Die anderen Mitglieder lesen die Assoziationen, ergänzen die Karte und reichen sie an den nächsten Teilnehmer weiter. Daraufhin nehmen sie sich eine neue Karteikarte und gehen nach dem gleichen Ablaufplan vor. Diese Vorgehensweise lässt sich beliebig oft wiederholen, bis die Teilnehmer keine neuen Ideen mehr vorbringen.
Elektronisches Brainstorming
Elektoronisches Brainstorming funktioniert ähnlich dem herkömmlichen Brainwriting. Die Methode vereint allerdings Vorteile wie die gegebene Anonymität oder die sofortige Sichtbarkeit der generierten Lösungen. Insbesondere bei der fehlenden Gruppensituation aufgrund unterschiedlicher Standorte der Teilnehmer findet die Methode häufig Anwendung. Dazu nutzen moderne Unternehmen verschiedene Programme und Software Tools, die auch elektronische Treffen ermöglichen. Der gewählte Moderator lädt die gewünschten Teilnehmer per E-Mail zu einem sogenannten elektronischen Meeting ein.
Die erstellten Beiträge der Beteiligten sind augenblicklich sichtbar und können von allen anderen Mitgliedern, in anonymisierter Form, eingesehen werden. Direkte Rückmeldungen sind jederzeit möglich, sodass diese elektronische Möglichkeit auch bei einer großen Teilnehmerzahl realisierbar ist.
Kreatives Schreiben
Außerdem bewährten sich in der Vergangenheit unterschiedliche Methoden des Schreibens. Speziell Schriftsteller, aber auch Journalisten und Texter nehmen häufig an Kursen und Seminaren bezüglich des kreativen Schreibens teil, um etwaige Schreibblockaden zu vermeiden oder zu lösen, aber auch, um neue Gedanken und Handlungsstränge zu entwickeln.
Freewriting
Die Variante des Freewritings ist auch als automatisches Schreiben bekannt. Dabei werden unstrukturiert und unreflektiert Gedanken auf Papier festgehalten. Die Beteiligten schreiben, unter Berücksichtigung eines terminierten Zeitraums, jeden aufkommenden Gedanken nieder. Dabei darf der Stift nicht abgesetzt werden. Falls die Schreibenden keine weiteren Ideen haben, wiederholen sie die letzten Worte mehrmals, bis sich neue Assoziationen entwickeln. Teilweise erscheint auch ein Wechsel der Hand sinnvoll, da dadurch die andere Gehirnhälfte angeregt wird und somit oftmals ungewöhnliche und kreative Ideen folgen.
Clustering
Ebenso wie das Freewriting verfolgt auch das Clustering den Zweck, beide Gehirnhälften für den Schreibprozess zu trainieren. Dabei wird zu Beginn ein prägnantes Wort festgelegt, das zentriert auf einem leeren Blatt Papier notiert wird. Um diesen Begriff wird ein Kreis gezeichnet, bevor anschließend alle Gedanken bezüglich des Wortes um den Kreis angeordnet werden. Ideen, die in einer klaren Verbindung stehen, bilden eine gemeinsame und einheitliche Assoziationskette. Diese Methode empfiehlt sich auch für das Brainstorming im Team. Während die Mitglieder ihre Assoziationen laut äußern, verewigt der Moderator die Gedanken auf einer Flip-Chart.
Mind Map Technik
Similär zur Clustering Technik wird bei der Mind Map Methode eine Kernfrage notiert. Alle Assoziationen, die im Zusammenhang mit der zentral gestellten Frage stehen, werden auf Linien festgehalten. Weitere Ansätze, die sich aus den neuen Ideen entwickeln, werden als erweitere Zweige angefügt, sodass am Ende ein verzweigtes Bild, das einem Baumdiagramm ähnlich sieht, entsteht. Diese klassische Form wird auch in Gruppen angewendet. Unter Verwendung spezieller Softwareprogramme, die teils auch in Office Anwendungen integriert werden können, lassen sich gemeinsam neue Ideen entwickeln. Bei dieser digitalen Variante spricht man im Fachjargon häufig von Business Mapping.
Welche Vorteile bietet Brainwriting?
Der wohl größte Vorteil der Brainwriting Methoden liegt darin, dass keine Ideen in den anknüpfenden Diskussionen vernachlässigt werden, da sie zuvor schriftlich festgehalten wurden. Bei einigen Methoden, insbesondere bei Verwendung digitaler Verfahren, wird der Anonymitätsfaktor gewährleistet, sodass die Teilenehmer mutiger hinsichtlich ihrer Ideen sind und nicht auf persönlicher Ebene angegriffen werden. Noch dazu herrscht eine ausgewogene Gleichberechtigung, sodass auch schüchterne Teilnehmer die Chance bekommen, ihre kreativen Ansätze zu äußern.
Häufig gehen die Assoziationen der Introvertierten in hitzigen Diskussionen der Extrovertierten verloren. Dagegen kämpfen modern Brainwriting Methoden nachhaltig an.
Welche Nachteile bringt Brainwriting?
Nachteilig lässt sich allerdings die verlorene Spontanität beurteilen. Die Beteiligten überdenken ihre Ideen häufig und müssen klare Formulierungen wählen. Kompensieren lässt sich dieser Nachteil mit dynamischen Online Brainwriting Prozessen. Weiterhin kommt es selbstverständig häufig zu Mehrfachnennungen. Dieser Nachteil entfällt, wenn die Ideen der anderen Beteiligten sofort einsehbar sind, wie es beispielsweise bei modernen, elektronischen Meetingsystemen der Fall ist.