Kritik am Jobcenter: Vermittlungschancen bei Arbeitslosigkeit

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Jobcenter sind umstritten. Den einen gelten sie als zuverlässige Institutionen zur Vermittlung von Arbeit und damit als sinnvolles Instrument zur Reduzierung von Arbeitslosigkeit. Für den anderen sind es Orte der Schikane: nutzlose Schulungen, Gängelei und kaum Erfolge. Was ist nun wahr?

Zu einfach sollte man sich die Kritik nicht machen

Es ist tatsächlich nicht schwer, Kritikwürdiges am Jobcenter zu finden. Wer einmal einen Menschen kennengelernt hat, der in die Arbeitslosigkeit geraten ist, der weiß das. Wohlgemerkt: Erst beim Arbeitslosengeld II wird die Arbeitsvermittlung unangenehm. Erschreckende Geschichten aus dem Jobcenter gibt es viele – insbesondere bezüglich der Vermittlung von vermeintlich sinnlosen Schulungsmaßnahmen. Damit die zu Vermittelnden möglichst nie im „Leerlauf“ sind, werden ihnen Sprachkurse und Weiterbildungen zugeordnet. Damit fallen sie auch temporär aus der Arbeitslosenstatistik heraus.

Mitarbeiter des Jobcenters sind dazu angehalten, die Zahlen so niedrig wie möglich zu halten. Daher ist es für sie sinnvoll, so viele Menschen wie möglich in Weiterbildungsmaßnahmen zu vermitteln. Sehr zum Ärger vieler Arbeitsloser, die sich oft in Kursen wiederfinden, die ihnen fremdartig erscheinen und ihnen womöglich gar nicht bei der Suche nach einem neuen Job weiterhelfen. Das ist aber nur eine Seite der Kritik. Tatsächlich lassen sich auch viele Geschichten finden, bei denen Arbeitslose über ein Jobcenter und die zugeordneten Weiterbildungsmaßnahmen erfolgreich vermittelt werden konnten.

Oft handelt es sich um Menschen, die in einer Branche gearbeitet haben, die nicht zukunftsfähig ist. Sie wissen nicht selten kaum, wie sie sich auf dem Jobmarkt wieder zurechtfinden sollen – weil sie über Jahre oder gar Jahrzehnte nie mehr in dieser Lage waren. Solche Menschen können vom Jobcenter Unterstützung halten, etwa bei der Stellensuche oder beim professionellen Schreiben von Bewerbungen.

Das Problem mit dem Existenzminimum

Was ist aber, wenn man sich einfach weigert, die Maßnahmen des Jobcenters anzunehmen? Hier wird es besonders kritisch: Wer sich nämlich gegen die vom Jobcenter vorgeschlagenen Vermittlungen wehrt oder keine Bewerbungen vorweisen kann, dem können Leistungen gekürzt werden. Da das sogenannte Arbeitslosengeld II sich am Existenzminimum orientiert, wird es hier spätestens kritisch: Das Geld reicht für viele Menschen kaum zum Leben. Eine Kürzung tut sehr weh und bringt diese Menschen oft in eine finanzielle Notlage, die existenzbedrohend sein kann. Dass die Jobcenter in der Lage sind, auf diese Art und Weise Druck auszuüben, ist wohl einer der am häufigsten gegenüber dieser Institution geäußerten Kritikpunkte.

Hier könnte man tatsächlich überlegen: Wie sinnvoll ist es wirklich, Menschen unter das Existenzminimum zu drücken? Ist die Gefahr, dass sich jemand auf der sogenannten „sozialen Hängematte“ ausruht, wirklich so groß? Hat nicht jeder Mensch das Ziel, eine identitätsstiftende Arbeit, einen Platz in der Welt zu finden – auch ganz ohne Druck? Hier wäre es wünschenswert, einige grundlegende ökonomische Überlegungen des Jobcenters noch einmal neu zu überdenken.

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