Geschäftsführer Michael Seibold im Interview mit derbwler.de

DerBWLer.de: Guten Tag! Schön, dass Sie sich die Zeit für ein Interview genommen haben. Wer sind Sie und was machen Sie?

Gerne! Mein Name ist Michael Seibold. Ich bin Gründer und Eigentümer der Trading EU GmbH. Trading EU steht für den Verkauf von Betriebsbedarf, der sich zum größten Teil aus Eigenmarken zusammensetzt. Über Hubtechnik24.de verkaufen wir in ganz Europa Hubwagen sowie Technik für Werkstatt und Lagerung. Unser wichtigster Markt ist  Deutschland. Zurzeit beschäftigen wir 22 Mitarbeiter. Unsere Lager und Büros sind in Bockhorn bei München.

DerBWLer.de: Welchen Bedeutung hat der deutsche Markt für Hubtechnik24.de? Wie wichtig sind internationale Märkte für Sie?

Unser Unternehmen wächst im deutschen Raum enorm. Allerdings gibt es noch größere Wachstumsmöglichkeiten für uns in Europa. Wir treiben daher unsere Internationaliserung aktuell kräftig an.

DerBWLer.de: Viele Ihrer Produkte lassen Sie in China fertigen. Wie haben Sie Ihre Kontakte nach China aufgebaut und was würden Sie Europäern raten, wenn sie Produkte aus China beziehen wollen? Wie können Lieferanten in China akquiriert werden?

Natürlich gibt es im Internet zunächst Alibaba als Verkaufsplattform, allerdings kann sich dort jeder anmelden. Meine besten Lieferanten habe ich auf Messen gefunden. Hier spielte wieder meine persönliche Wahrnehmung eine große Rolle. Ich schaute einfach, wer sich einen Messestand leisten konnte, der eine gewisse Größe besaß. Dadurch entstand zumindest schon einmal der Eindruck, dass der Lieferant europäische Standards herstellen kann.

Natürlich ist die Größe eines Messestandes nicht für die Qualität eines Lieferanten entscheidend. Aber solche Beobachtungen hatten zumindest den Zweck, eine Art Vorauswahl zu treffen. Manchmal stellen auf Messen auch nur Zwischenhändler aus, die selbst wiederum bei eigentlichen Produzenten einkaufen. Wichtig ist die exakte Prüfung von Waren und Firmen.

DerBWLer.de: Wenn Sie bei einer Fachmesse gute Lieferanten gefunden haben, wie können Sie herausfinden, ob der Lieferant zuverlässig und qualifiziert ist?

Spart hier möglichst überhaupt nicht. Besucht die Lieferanten und prüft die Waren selbst. Ich kenne meine Lieferanten zum Beispiel alle persönlich. Wenn ihr jedoch noch keine Erfahrung mit der Beurteilung von Lieferanten habt, könnt ihr auch externe Dienstleister beauftragen. Haltet weiter persönliche Kontakte zu den Lieferanten aufrecht. Achtet auch darauf, dass nicht jeder, der euch beliefert, in der Lage ist, alle Produkte selbst herzustellen. In vielen Fällen wird auch von Lieferern zugekauft, weshalb eine gute Qualität nicht immer sichergestellt werden kann.

Prüft, welche Kunden ein Lieferant schon hat. Hat er Kunden in Deutschland oder beliefert er welche in Europa? Kennt er alle Standards, die in Europa gestellt werden? Ist er über rechtliche Bestimmungen und die wirtschaftlichen Verhältnisse informiert? Macht den Kunden unmittelbar klar, welche Erwartungen ihr habt. Wenn ihr zum Beispiel nach CE-Norm Waren bestellt, muss diese zum Beispiel nicht unbedingt CE konform sein. Besorgt Euch Musterprodukte von Lieferanten, die diese bereits nach Deutschland oder Europa geliefert haben.

Gute Belieferer haben Anleitungen und Typenschilder, die die Produkte erklären. Bestehen Anleitungen nur als Scan, bedeutet dies oft, dass der Lieferant selbst zugekauft und das Produkt nicht selbst hergestellt hat.

DerBWLer.de: Erfahrungen haben gezeigt, dass Sie häufig keine offenen Antworten von ihren chinesischen Lieferanten erhalten. Wie ist der Kontakt zu Lieferanten aus China?

Gerade bei China stehen unterschiedliche Kulturen, verschiedene Mentalitäten und die Sprachprobleme im Vordergrund. Ein „Nein“, das klar und deutlich formuliert wurde, wäre nach chinesischer Auffassung unhöflich. Versucht bei Chinesen möglichst positive und viele Fragen zu stellen.

Teilt ihnen mit, warum ihr diese Fragen stellt. Chinesen sind immer wissbegierig und wollen gerade von Deutschen noch immer mehr dazulernen. Auch wollen sie ihr eigenes Gesicht nicht verlieren. Wenn ich nicht direkt mit Chinesen verhandeln kann, frage ich per E-Mail an. Die Lieferanten haben dann Zeit und können meine Fragen in Ruhe beantworten.

Bei einem meiner Chinabesuche passierte auch mir ein Missgeschick, dass die grade eben erwähnten kulturellen Unterschiede und Mentalitäten unterstreicht. Ich hatte vor einem meiner ersten Besuche in China recht viel Angst, etwas falsch zu machen. Ich beschaffte mir daher Informationen, um mich über chinesische Mentalität zu informieren. Ein Fettnäpfchen geschah dennoch. Ich gab einer Dame die Hand, die die Hand anschließend streichelte. Sie wusste einfach nicht, was sie mit der Hand machen sollte.

DerBWLer.de: Was würden Sie beruflich tun, hätten Sie Trading EU nicht gegründet?

Wäre ich nicht mein eigener Chef geworden, hätte ich wahrscheinlich als Developer gearbeitet. Es machte mir schon immer Spaß, Dinge zu automatisieren und dabei logisch und strukturiert vorzugehen.

DerBWLer.de: Wen würden Sie gerne mal auf ein Bier treffen?

Den Unternehmer und Investor Elon Musk. Leider ist die Fahrt zu ihm doch etwas weit. Ich sehe ihn als Menschen mit unglaublich vielen Visionen. Ich würde gerne einmal erfahren, ob sein Leben anstrengend ist und ihn gerne einmal von der menschlichen Seite kennenlernen. Natürlich würde ich gerne mal wissen, ob auch er in der Lage ist, einmal aufzutanken und abzuschalten.

Danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

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