Wie kann man messen, ob ein Unternehmen gut läuft? Am Umsatz? Am Gewinn? Am Wachstum? Viele dieser Kennzahlen geben tatsächlich einen Überblick darüber, wie ein Unternehmen in bestimmten Teilbereichen wirtschaftet. Wirtschaftswissenschaftler wissen aber: Nur weil eine oder sogar mehrere der Zahlen stimmen, muss das nicht automatisch eine positive Gesamttendenz bedeuten. Um den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens wirklich effektiv abbilden zu können, braucht es Kennzahlensysteme.
Was sind Kennzahlensysteme?
In den Wirtschaftswissenschaften bezeichnet spricht man von einem Kennzahlensystem, sobald mehr als eine quantifizierbare Größe des Unternehmens in einen Zusammenhang gestellt werden. In aller Regel handelt es sich dabei um deutlich mehr als nur zwei Kennzahlen. Diese werden meist grafisch anschaulich in einem Ursache-Wirkungs-Verhältnis dargestellt.
Am Ende einer Analyse der Unternehmensperformance steht meist eine zentrale Zielgröße, unter der sich einzelne Kennzahlen auffächern, die wiederum mit anderen Größen in Verbindung stehen. Somit versucht das Kennzahlensystem, die begrenzte Aussagekraft einzelner Zahlen zu überwinden und einen tatsächlichen Gesamtüberblick darstellen zu können.
Beispiel für ein Kennzahlensystem
Vielen Unternehmern ist der „Return of Investment“ oder „ROI“ ein Begriff. Dieser Terminus beschreibt – grob gesagt – ob sich Investitionen über einen bestimmten Zeitraum hinweg gelohnt haben. Das lässt sich beispielsweise abbilden, indem ein Unternehmen seinen Kapitalumschlag und seine Umsatzrentabilität ins Verhältnis setzt. Die Umsatzrentabilität ist jedoch wiederum selbst eine Größe, die zunächst berechnet werden muss.
Sie lässt sich in den Gewinn und den Umsatz auffächern. Auf diese Weise lässt sich der Weg des Investments immer weiter zurückverfolgen, bis zu den variablen und fixen Kosten am Ende der Kette. Ein clever strukturiertes Kennzahlensystem ist in der Lage, all diese Größen übersichtlich in einer Grafik darzustellen. So lässt sich die Gesamtperformance eines Unternehmens gut bewerten.
Darüber hinaus können anhand der Kennzahlen auch gezielt Schwachstellen im Unternehmen ausfindig gemacht werden. Eine Möglichkeit der Darstellung der hier genannten Kennzahlen bietet beispielsweise die oft genutzte DuPont-Kennzahlenpyramide. Sie fächert die einzelnen Zahlen in absteigender Reihenfolge auf und zeigt somit übersichtlich die Anteile einzelner Größen an der Gesamtperformance. Eine ROI-Pyramide ließe sich jedoch auch problemlos für Einzelinvestitionen aufstellen, anstatt das Unternehmen als Ganzes zu bewerten.
Wofür braucht man Kennzahlensysteme?
Nützlich sind Kennzahlensysteme vor allem für das Controlling, da sie gezielte Simulationen ermöglichen. Mit Simulationen sind an dieser Stelle sogenannte „Was wäre wenn?“-Szenarien gemeint. Der Unternehmer kann sich somit einen Überblick darüber verschaffen, welche Szenarien sich eher positiv oder negativ auf die gewünschte Zielgröße ausüben würden.
Leistungsfähige Kennzahlensysteme bilden einzelne Kennzahlen wie flexible „Schrauben“ ab, an denen unterschiedlich stark gedreht werden kann, wobei gleichzeitig die Wirkungen auf das Gesamtsystem sichtbar werden. Das ist unabdingbar, wenn Prozesse mit minimalem Risiko für Fehlkalkulationen optimiert werden sollen. Oftmals sind die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge bereits in mittelgroßen Unternehmen derartig komplex, dass nur ein übersichtliches System vor allzu waghalsigen Experimenten schützt.
Aber auch Kennzahlensysteme stoßen durchaus an Ihre Grenzen. So können sie eine Globalsteuerung durchaus positiv unterstützen, bieten aber selten die Möglichkeit zur Steuerung und Optimierung von Organisationseinheiten (vgl. dazu auch Artikel Kennzahlensysteme auf unternehmerlexikon.de).