Seit Jahren ist Digital Signage in aller Munde. Vom Einkaufszentrum, über die Event-Gastronomie bis hin zum Fitness-Studio, erleben wir Digital Signage und Infotainment als Kunden. Doch nicht etwa Marketingexperten waren die Vordenker dieses Tools, sondern ein Rockmusiker aus dem Alpenland. Als Aaron Roterfeld stürmte er die Rockcharts, während er unter seinem bürgerlichen Namen Marnus Flatz bereits seit 2001 klammheimlich an Algorithmen bastelte, welche die Welt des digitalen Infotainments nachhaltig beeinflussen sollten.
Interviews mit Aaron Roterfeld sind dieser Tage schwer zu bekommen, als Marnus Flatz zieht er es vor, überhaupt keine Interviews zu geben. Doch DerBWLer.de ist es gelungen, mit seinem Chefentwickler Wolfgang Gorbach zu sprechen.

„Castl“ Chefentwickler Wolfgang Gorbach im Interview mit DerBWLer
DerBWLer.de: Als Chefentwickler zahlreicher Multimedia-Anwendungen sind sie an der Entstehung der nächsten Infotainment-Generation direkt beteiligt. Wie können wir uns die Zukunft von Instore-Infotainment und Digital Signage vorstellen?
Neue Web-Technologien machen endlich viele Funktionen umsetzbar, die wir schon seit langem im Fokus haben. Eine Vision war, dass seitens der Unternehmen es möglich sein soll, ihr Infotainment von jedem Ort aus steuern zu können. Egal ob sie in den Bahamas am Strand liegen oder in Mumbai im Tuktuk sitzen, wenn Sie auf den Info-Displays eine neue Info einblenden wollen oder den Musik-Mix für ihre Kunden ändern wollen, ist das in Zukunft möglich.
Außerdem darf Instore-Infotainment keine Einbahnstraße mehr sein. Mit den neuen Technologien können wir auch die Kunden der Unternehmen stärker ins Programm einbinden.
DerBWLer.de: Der Brainbug hinter vielen Entwicklungen aus Ihrem Haus ist ja Marnus Flatz, der mit seinem Alter-Ego Aaron Roterfeld auch in der Rockszene kein Unbekannter ist. Wie arbeitet es sich mit einem Mann, der zwei Namen hat? Kommt man da durcheinander?
Wolfgang Gorbach (lacht): Das geht ganz gut. Ich nenne ihn immer Marnus. Hab aber gehört, dass ihn die Musiker in seiner Band alle Aaron nennen. Hauptsache er kommt nicht durcheinander.
DerBWLer.de: Klingt irgendwie anstrengend, für einen Rockstar zu arbeiten. Wie ist es in Wirklichkeit?
Wolfgang Gorbach: Marnus ist omnipräsent und er kennt auch keine Uhrzeiten. Da kann schonmal um Mitternacht das Telefon läuten und wenn man dann nicht rangeht, kommt gleich ein SMS hinterher: „Kannst Du phonieren?“. Wenn man sich dann immer noch nicht meldet, kommt die Message: „Ok, hab Dir ein neues Feature online gestellt…ruf` mich gleich morgen früh an!“.
DerBWLer.de: Ist er denn eher Aaron Roterfeld der Musiker oder Marnus Flatz der CEO?
Wolfgang Gorbach: Das lässt sich nicht sagen. Ich glaube man bekommt da schnell ein falsches Bild. Er ist jedenfalls kein verrückter Professor oder hyperaktiv oder so. Im Gegenteil, ich würde sagen er ist eher der ruhige Typ und ziemlich fokussiert. Aber er kann schon auch ziemlich besessen und extrem rüberkommen.
Einmal rief er mich an und sagte so etwas wie: „Bin gerade im Libanon von einer Tränengas-Granate getroffen worden…was hältst Du von einem Croud Prediction Algorithmus?“ Was sagt man auf sowas? (lacht) Ich muss zugeben, dass mein Entwickler-Dasein um einiges beschaulicher war, bevor ich mich auf das hier einließ.
DerBWLer.de: Kann man denn unter solchen Umständen überhaupt effizient den Fokus auf der Entwicklung halten?
Na ja, wenn man die Arbeit für Marnus eher als Kunstprojekt betrachtet, dann tut man sich leichter. (lacht)
Er möchte Software machen, die den User emotional berührt. Das ist eine völlig andere Herangehensweise als wir sie beispielsweise aus dem Silicon Valley kennen, wo man meist versucht mit einer möglichst abgespeckten Variante einer APP, möglichst rasch auf den Markt zu kommen. Bei Marnus muss man ständig darauf gefasst sein, dass ihm eine Funktion schon kurz nach Stapellauf nicht mehr passt und dass er Features nachträglich verändert oder komplett weglässt.
Besonders kritisch ist die „Hmmm-Phase“. Da sieht er sich was an, grummelt ein kurzes „Hmmm“ und dann kommt meistens so etwas wie: „Kann man das irgendwie besser machen?“ Allerdings muss ich sagen, dass wir trotzdem extrem schnell sind. Wir haben wirklich gute Leute und wir erreichen oft in kleinen Teams mehr, als ich es von großen Projektteams her kenne. Wenn es ein Talent gibt von dem niemand spricht, dann dass Marnus es schafft die besten Leute zu finden und für seine Projekte zu begeistern.
DerBWLer.de: Mit der Castl APP steht Ihnen ein wichtiger Launch ins Haus und die Gerüchteküche brodelt, was kann sich der User von der APP erwarten?
Wolfgang Gorbach: Auf jeden Fall ein paar spannende neue Technologien, die dem User bis jetzt in keiner anderen APP zur Verfügung stehen. Leider muss ich die Gerüchteküche noch etwas weiter brodeln lassen.
DerBWLer.de: Ein paar Sachen sind ja schon durchgesickert. Zum Beispiel der Dual-View-Chat, bei dem Sie in Videochats beide Kameras ansteuern wollen. Wird das bei Castl fix kommen?
Wolfgang Gorbach: Na ja, gut, das meinte ich noch gar nicht mit neuen Technologien. Aber stimmt schon, das ist echt ein lustiges Add-On.

Bild: Chefentwickler Wolfgang Gorbach mit Marnus Flatz und Core-Codern von CASTL Cyber Applied Science