Mit der Finanz- und Wirtschaftskrise rückte das Risikomanagement ins Blickfeld von Unternehmen und der Öffentlichkeit. Was hätte man anders oder besser machen können? Nachhaltigkeitsmanagement bietet hier gute Ansatzpunkte. Der Anspruch an Unternehmen, Verantwortung für die Auswirkungen des wirtschaftlichen Handelns zu übernehmen, zwingt sie, über den Tellerrand hinaus zu blicken, ökonomische und ökologische Zusammenhänge zu analysieren und langfristig zu denken.
Wirtschaft im Wandel
Die Risikolandschaft für Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert: Ökologische Megatrends wie Klimawandel und Ressourcenverknappung sowie das weltweit rasante Bevölkerungswachstum stellen die Wirtschaft vor völlig neue Herausforderungen. Verstärkt werden diese durch adaptive Marktentwicklungen, aber auch durch Regulierungsmaßnahmen, mit denen der Staat ökologische und soziale Risiken begrenzen will.
Ein klassisches Beispiel bietet die Automobilbranche: Vor allem in Europa sieht sie sich angesichts des Klimawandels sowie steigender Benzinpreise infolge knapper werdender Ölvorräte mit einer verstärkten Nachfrage nach kleineren und verbrauchsärmeren Autos konfrontiert. Gleichzeitig wird sie von der Politik in die Pflicht genommen, zur Reduktion der CO2-Emissionen beizutragen und die Verbrauchswerte ihrer Fahrzeuge drastisch zu senken. Mittlerweile scheint die Automobilbranche zwar aufgewacht und sich ihrer vielfältigen und langfristigen Risiken bewusst zu sein. Doch lange genug hat es gedauert. Aktuell kämpft die Energiebranche mit einem Paradigmenwechsel.
Der von der Bundesregierung als Antwort auf Fukushima vorgezogene Atomausstieg bringt sie in Zugzwang. Hätten Energieunternehmen indessen mehr auf die Anforderungen ihrer Stakeholder gegeben, wären die Konzepte zur dezentralen Energieerzeugung schon viel weiter entwickelt. Auch das „Talent Management“, das in den Personalabteilungen vieler Unternehmen seit einigen Jahren als neues Zauberkonzept gilt, ist nicht mehr als eine relativ späte Antwort auf die längst absehbaren Folgen des demografischen Wandels.
Radar für ökologische und soziale Risiken
Ein formales Risikomanagement, wie es in den meisten Unternehmen etabliert ist, versetzt diese offensichtlich noch nicht in die Lage, mit komplexen und weit in die Zukunft reichenden Entwicklungen umzugehen. Im Zusammenhang mit der neuen Risikomanagementnorm ISO 31.000 wird deshalb von der Notwendigkeit eines „erweiterten“ Risikomanagements gesprochen. Dazu zählt, den Betrachtungszeitraum deutlich über die gesetzlich vorgeschriebenen zwei Jahre hinaus zu verlängern.
Unternehmen, die ein Nachhaltigkeitsmanagement etabliert haben, tun dies bereits: Sie verfolgen eine Nachhaltigkeitsstrategie. Darüber identifizieren sie langfristige ökologische und soziale Entwicklungen, diskutieren und bewerten diese gemeinsam mit ihren Stakeholdern – von Kunden und Lieferanten über Mitarbeiter und Partner bis hin zu Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaft. Damit weiten sie ihren Blick und schärfen die Aufmerksamkeit für Risiken, die scheinbar noch in ferner Zukunft liegen oder der eigenen Einflusssphäre bislang gar nicht zugerechnet wurden. Beispielhaft dafür ist das Thema Arbeitsbedingungen in der Lieferkette. Kinderarbeit bei Sublieferanten ist ein Risiko, das auch und vor allem auf den Hersteller, sprich die Marke, durchschlägt.
CR, Strategie und Risikomanagement verknüpfen
Nun möchte man meinen, dass Unternehmen mit einem funktionierenden Nachhaltigkeitsmanagement ihre Risiken – und auch ihre Chancen – besser im Griff haben. Aber weit gefehlt. Denn bislang führen Nachhaltigkeits- und Risikomanagement meist ein getrenntes Dasein. Um dies zu ändern, bedarf es einer stetigen und kooperativen Zusammenarbeit der Verantwortlichen für Risikomanagement, Unternehmensentwicklung und Nachhaltigkeit. Denn all das, was ein gutes Nachhaltigkeitsmanagement ausmacht, befördert auch eine chancenorientierte Unternehmensentwicklung: Eine langfristige Perspektive, die systematische Analyse relevanter sozialer und ökologischer Aspekte, die Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette sowie Offenheit für die Anliegen der Stakeholder. Letzteres erfordert eine glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation jenseits von werblichem Greenwashing sowie ein regelmäßiges und transparentes Nachhaltigkeitsreporting, das wichtige Kennzahlen, Entwicklungen und Ziele des Unternehmens offenlegt.
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